Seit kurzem unterstützt der Tierpark ein neues, internationales Artenschutzprojekt. Im Fokus steht die Wiederaufforstung wertvoller Seegraswiesen in den Gewässern um die philippinische Insel Palawan. Gleichzeitig sind die dort heimischen Zebraschnauzen-Seepferdchen im Aquarium zu sehen. Zudem gibt es Zuchtinitiativen für diese gefährdete Art.

Seegraswiesen zählen zu den wichtigsten, aber am stärksten bedrohten Lebensräumen der Ozeane. Sie tragen zur Stabilisierung des Meeresbodens bei und binden große Mengen CO₂, außerdem sind sie Lebensraum für eine Vielzahl mariner Arten. Im Meeresschutzgebiet rund um Rasa Island, einer kleinen philippinischen Insel vor Palawan, wurden in den letzten Jahren massive Seegrasverluste festgestellt. Seegraswiesen sind nicht nur Lebensraum vieler bedrohter Tierarten, sondern auch Laichort für zahlreiche Fischarten. Deshalb sind sie wichtige Fanggründe für Speisefische – und damit die Lebensgrundlage für große Teile der lokalen Bevölkerung. Kurator Dr. Eric Diener, in Hellabrunn für das Thema Artenschutz und den Bereich Aquarium zuständig, erklärt: „Traditionell werden Seegraswiesen sehr nachhaltig befischt, es werden jedoch auch zerstörerische Fischereimethoden angewendet, insbesondere wenn große Fangboote dort fischen. Die Aufforstung ist wichtig, aber man muss testen, welche Methoden funktionieren und was gut klappt. In Kooperation mit der Western Philippines University haben wir auf Flächen, auf denen Seegraswiesen verschwunden sind, Probeaufforstungen durchgeführt und getestet, welche Methode am sinnvollsten ist. Im April wurde die erste Überlebensrate erfasst: Auf einer der Flächen sind fast 100 Prozent der Pflanzen angewachsen – ein großer Schritt!“

Das Projekt auf den Philippinen, das in Zusammenarbeit mit der Katala Foundation lokal umgesetzt wird und seitens des Tierparks vollständig finanziert wurde, umfasst mehrere zentrale Maßnahmen zum Schutz und zur Wiederherstellung der Seegraswiesen rund um das Rasa Island Wildlife Sanctuary. Ein kontinuierliches Monitoring begleitet das Projekt, bei dem sowohl das Pflanzenwachstum als auch die Entwicklung der Artenvielfalt wissenschaftlich erfasst und ausgewertet werden. Die Wiederherstellung der Seegraswiesen erfolgt durch händisches Einpflanzen der neuen Seegrassetzlinge unter Wasser. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Schutz bedrohter Arten wie der Seekuh, der Grünen Meeresschildkröte und dem Zebraschnauzen-Seepferdchen, die in den Seegraswiesen ihren Lebensraum finden.

Passend zu diesem In-situ-Artenschutzprojekt sind Zebraschnauzen-Seepferdchen seit kurzem in einem neu gestalteten Seegraswiesen-Becken im Hellabrunner Aquarium zu sehen. Die gefährdete Art ist auch im Projektgebiet heimisch. Besucherinnen und Besucher können so nicht nur diese faszinierende Tierart aus nächster Nähe erleben, sondern gleichzeitig mehr über ihre bedrohte Lebenswelt erfahren.

Die Haltung von Seepferdchen erfordert besondere Sorgfalt – insbesondere bei der Fütterung. Die Tiere reagieren ausschließlich auf bewegte Beute und fressen am liebsten lebendige Nahrung. „Da Seepferdchen keinen Magen besitzen, müssen sie fast kontinuierlich fressen“, erklärt Diener. Das stellt hohe Anforderungen an die Versorgung im Aquarium, denn das Filtersystem erschwert eine herkömmliche Fütterung mit lebenden Garnelen.

Um diesem Problem zu begegnen, entwickelte das Tierpflege-Team in Eigenregie einen speziellen Futterautomaten aus dem 3D-Drucker. Das System wird von oben mit gefrorenen Schwebegarnelen befüllt, die dann langsam durch ein Röhrchen nach unten in eine Futterwanne fließen. „Dort können die Seepferdchen die Garnelen einsaugen – ganz ohne Beeinträchtigung durch die Technik“, so Diener weiter.

Auch in Sachen Nachzucht gibt es Erfolge: In Hellabrunn kamen bereits erste Jungtiere zur Welt. Eine Besonderheit bei Seepferdchen ist, dass die Männchen den Nachwuchs austragen. Das Weibchen übergibt die befruchteten Eier in eine Bauchtasche des Männchens, wo die Embryonen heranreifen und schließlich in einer wehenartigen Bewegung geboren werden. Die empfindlichen Jungtiere werden derzeit hinter den Kulissen sorgfältig aufgezogen.

Weitere spannende Einblicke zu den neuesten Bewohnern des Hellabrunner Aquariums und dem Artenschutzprojekt auf den Philippinen gewährt Dr. Eric Diener im Gespräch mit Redakteur Mischa Drautz in der aktuellen Folge des Tierpark-Podcast „Mia san Tier“. Der Podcast ist ab sofort überall verfügbar, wo es Podcasts gibt, und online unter www.hellabrunn.de/podcast

Drei Seepferdchen schweben zwischen den einzelnen Pflanzensträngen.
Copyright: Tierpark Hellabrunn