Der Tierpark Hellabrunn wird von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) als Arche-Park ausgezeichnet. Diese Ehrung würdigt das Engagement des Tierparks für den Erhalt und die Förderung seltener und gefährdeter Haus- und Nutztierrassen.
Wer das Hellabrunner Mühlendorf gut kennt, der kennt auch Murnau-Werdenfelser Rinder, Appenzeller Spitzhauben, Marderkaninchen und Bulgarische Langhaarziegen. All diese Tierarten haben eine Gemeinsamkeit: Sie sind inzwischen selten gewordene, bedrohte Haustierrassen. Über die Hälfte der heimische Nutztierrassen sind als gefährdet eingestuft – und vielen Menschen unbekannt. Das möchte der Tierpark Hellabrunn seit Eröffnung des Hellabrunner Mühlendorfs im Jahr 2019 durch den Erhalt dieser seltenen Haustierrassen und der begleitenden Edukation ändern.
Umso mehr freut es Tierparkdirektor Rasem Baban, der die Auszeichnung am gestrigen Montag, den 7.Oktober 2024, gemeinsam mit Bürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzenden Verena Dietl und der zuständigen Kuratorin Lena Bockreiß entgegengenommen hat, dass die Arbeit des Tierparks gewürdigt wird: „Die Auszeichnung als Arche-Park ist ein Zeichen für die erfolgreiche Zucht und Haltung von bedrohten Haustierrassen sowie für die Aufklärungsarbeit, die der Tierpark in diesem Bereich leistet.“ Verena Dietl ergänzt: „Hellabrunn setzt sich aktiv für den Artenschutz und den Erhalt der heimischen Biodiversität ein und bietet den Besucherinnen und Besuchern eine lebendige Möglichkeit, mehr über die Bedeutung der Erhaltung alter Haustierassen zu erfahren.“
Die GEH engagiert sich als Organisation für den Erhalt alter und gefährdeter Haustierassen und fördert zudem die Zusammenarbeit zwischen der Landwirtschaft, den zoologischen Gärten, Naturschutzorganisationen und der Wissenschaft, um effektive Zucht- und Schutzprogramme zu entwickeln. Die Auszeichnung als Arche-Park ist Teil eines umfassenden Programms, das darauf abzielt, gefährdete Nutztierrassen durch gezielte Zucht- und Wiederansiedlungsprojekte zu schützen und zu erhalten. Das Arche-Projekt wurde im Jahr 1995 von der GEH ins Leben gerufen und umfasst bundesweit aktuell über 200 Archen, die der Lebenderhaltung und Erhaltungszucht gefährdeter Rassen in unterschiedlicher Ausrichtung einen konkreten Rahmen bieten.
Antje Feldmann, Geschäftsführerin der GEH: „Ich freue mich sehr, dass wir mit dem Tierpark Hellabrunn einen weiteren Arche-Park auszeichnen dürfen und so einen großen zoologischen Garten mit all seinen Besucherinnen und Besuchern auf das Thema aufmerksam machen können. Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass wenige Hochleistungssorten und -rassen heute die Nahrungsmittel der Menschheit produzieren und gleichzeitig alle zwei Wochen eine Nutztierrasse – und damit eine an Klima und Standort angepasste Rasse, ein genetisches Erbe und ein Kulturgut zugleich – ausstirbt.
Lena Bockreiß, Biologin und zuständige Kuratorin für das Mühlendorf, ergänzt: „Wenn alte Nutztierrassen aussterben, sind ihre Gene für zukünftige Züchtungen verloren. Wir brauchen sie aber, um beispielsweise auf besondere Eigenschaften zurückgreifen zu können, wenn Schaderreger oder Seuchen neu auftreten. Auch eine Anpassung an den Klimawandel oder an eine veränderte Nachfrage kann dies erfordern.“
Zu den im Rahmen von Zuchtprogrammen zu erhaltenden Nutztierrassen gehören im Tierpark Hellabrunn die Murnau-Werdenfelser Rinder, Girgentanaziegen, Bulgarische Langhaarziegen, Marderkaninchen, Bayerische Landgänse, Appenzeller Spitzhauben sowie Augsburger Hühner.
Weitere Informationen zum Hellabrunner Mühlendorf und den dort lebenden Tieren gibt es auch in der Podcastfolge Nummer 10 von „Mia san Tier – der Zoopodcast aus Hellabrunn“, abrufbar auf der Website des Tierparks, zu hören.