
Bereits zum fünften Mal haben der Tierpark Hellabrunn und der Verein „Die Isarfischer e.V“. im Rahmen ihres gemeinsamen Artenschutzprojekts junge Bachforellen in den Münchner Auer Mühlbach gesetzt. Rund 100 einjährige Jungfische mit einer Länge von 12–15 Zentimetern wurden Anfang Dezember behutsam in ihr neues Gewässer entlassen – ein wichtiger Beitrag für die Erhaltung einer heimischen, aber zunehmend bedrohten Fischart.
Besatzprojekt im Mühlbach: Partnerschaft für die Isar
Seit 2020 arbeiten der Tierpark Hellabrunn und die Isarfischer kontinuierlich daran, stabile Bachforellenbestände im Isareinzugsgebiet zu fördern. Der „Besatz“ junger Bachforellen ist dabei ein sinnvoller Baustein: Fische dieser Größe verfügen über deutlich bessere Überlebenschancen als frisch geschlüpfte Larven, die in der Natur in großem Umfang Fressfeinden wie Libellenlarven, Krebsen oder anderen Fischen zum Opfer fallen. „Mit dem jährlichen Besatz unterstützen wir die natürliche Reproduktion der Bachforelle und stärken die ökologische Stabilität in den Isargewässern. Die Zusammenarbeit mit dem Tierpark Hellabrunn ist ein großer Gewinn für uns, denn so können wir die Naturschutzarbeit von uns Fischern auch für die Öffentlichkeit sichtbar machen.“, sagt Klaus Betlejewski, 1. Vorsitzender der Isarfischer e.V.
Naturnahe Nachzucht: Vom Ei zur Satzforelle
Herzstück des Projekts ist die nachhaltige Nachzucht im Fischbruthaus des Tierparks Hellabrunn. Zwei Aufzuchtrinnen bieten ideale Bedingungen, um Jungfische bis zur Satzreife von rund 15 Zentimetern aufzuziehen. Die Laichzeit der Bachforellen liegt – abhängig von der Wassertemperatur – zwischen November und Januar. In dieser Zeit werden in der Isar unter der Regie der Isarfischer geschlechtsreife Tiere durch schonendes Elektrofischen gefangen. In einem zugelassenen Fachbetrieb des Landesfischereiverbands erfolgt anschließend das „Abstreifen“: Die reifen Eier und das Sperma werden vorsichtig gewonnen, die Eier befruchtet und in sogenannten Zugergläsern bebrütet. Danach wachsen die Jungfische rund ein Jahr lang auf, bevor sie – gut gestärkt – in geeignete Gewässer eingesetzt werden. „Die Bachforelle ist ein zentraler Baustein für das ökologische Gleichgewicht unserer heimischen Fließgewässer. Mit der gemeinsamen Nachzucht leisten wir gelebten Artenschutz direkt vor unserer Haustür. Wir freuen uns, dieses erfolgreiche Projekt mit den Isarfischern fortzuführen und so einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität in München zu leisten“, betont Dr. h.c. Rasem Baban, Vorstand und Tierparkdirektor des Tierparks Hellabrunn.
Die Bachforelle – ein Schlüsselorganismus im Ökosystem Isar
Die Bachforelle (Salmo trutta fario) ist eine der bedeutendsten heimischen Fischarten unserer Fließgewässer. Als Räuber reguliert sie die Bestände von Kleinfischen und aquatischen Insekten. Gleichzeitig dient diese Fischart selbst als Beutetier – unter anderem für den stark gefährdeten Huchen. Zudem fungiert sie als essenzieller Wirt für die Larven der vom Aussterben bedrohten Flussperlmuschel. Doch gerade im urbanen Bereich Münchens steht die Art unter hohem Druck: durch ein insgesamt eher verbautes oder unterirdisch geführtes Bachsystem, im Lichte enormer Freizeitnutzung der Münchner Fließgewässer, sommerlichen Wassermangels und steigender Wassertemperaturen – all das verschlechtert die Lebensbedingungen der Bachforelle zunehmend. Der Fisch benötigt kaltes, sauerstoffreiches Wasser. Doch je höher die Temperatur, desto geringer der verfügbare Sauerstoff. Durch Hitzesommer und Wasserentnahmen für Kraftwerkskanäle verschärft sich diese Problematik.
Bedrohungsstatus und Bedeutung für den Artenschutz
Die Bestände der Bachforelle sind vielerorts rückläufig. Besonders im Raum München sind natürliche Laichhabitate selten geworden. Kleine Nebengewässer, in denen sich die Jungfische optimal entwickeln könnten, sind häufig kanalisiert oder unterirdisch geführt. In den wenigen verbliebenen naturnahen Bächen beeinträchtigt der intensive Freizeitdruck zusätzlich die Fortpflanzung.
Vor Ort im Münchner Tierpark Hellabrunn können sich die kleinen und großen Besucher im Fischbruthaus des Mühlendorfs die Nachzuchtanlage für Bachforellen anschauen und über den genauen Prozess bis zum Aussetzen der Fische in den direkt benachbarten Auer Mühlbach informieren.