Die asiatischen Hirsche sind in zoologischen Gärten nur selten vertreten und gelten als sensible, hochbedrohte Art. Seinen Namen verdankt der Schweinshirsch seiner besonderen Fortbewegungsweise: Während andere Hirsche Hindernisse überspringen und mit erhobenem Haupt laufen, bewegt er sich häufig mit gesenktem Kopf durchs Unterholz – ähnlich wie ein Schwein. Dieses Verhalten hat auch einen Überlebensvorteil: Bei Gefahr duckt er sich und verschwindet fast unsichtbar im dichten Bewuchs. Die asiatische Hirschart, die zwar kleiner als das hier heimische Reh ist, jedoch kräftiger und schwerer, ist ursprünglich in Süd- und Südostasien verbreitet, etwa in Myanmar, Laos, Kambodscha oder Thailand. Dort leben Schweinshirsche bevorzugt in dichten Wäldern, sind jedoch auch auf offenen Grasflächen unterwegs.

Schweinshirsche sind meist Einzelgänger und vor allem in den frühen Morgenstunden sowie am späten Nachmittag aktiv. In Hellabrunn lebt auf der ehemaligen Anlage der Chinesischen Muntjaks nun ein Zuchtpaar, sodass Nachwuchs nicht ausgeschlossen ist. „Damit beteiligt sich Hellabrunn am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Schweinshirsche – als einer von nur fünf Zoos in Deutschland. Diese Tierart ist sehr rar, denn sie ist verhältnismäßig sensibel“, erklärt Lena Bockreiß, Biologin und in Hellabrunn als Kuratorin zuständig für unter anderem Huftiere. „Umso mehr freut uns dieser Neuzugang – denn auch in ihrem ursprünglichen Lebensraum sind Schweinshirsche laut Roter Liste der IUCN gefährdet.“

Aufgrund ihres eher nervösen Wesens wurden die beiden Tiere beim Transport aus dem Tierpark Berlin und dem Zoo Dresden von Lukas Schenk, Tierpfleger und Teamleiter des Teams Nilgau, begleitet. „Es ist immer ein spannender Moment, wenn neue Tiere ihre Transportbox verlassen und die ersten Stunden in der neuen Anlage oder im Stall verbringen“, erklärt Schenk. Daher haben wir zunächst auch Flatterband an den Anlagengrenzen aufgehängt, damit sie sehen können, wo die Außenanlage endet und der Wassergraben beginnt.“

In den vergangenen Jahrzehnten ist die Population dramatisch zurückgegangen – vor allem durch Bejagung und den Verlust von Lebensräumen. Heute kommen sie meist nur noch in geschützten Gebieten wie Nationalparks vor. Für Besucherinnen und Besucher bietet sich in Hellabrunn damit eine besonders seltene Gelegenheit, diese kaum bekannten Hirsche einmal aus der Nähe zu beobachten.